Mit einem abwechslungsreichen Programmangebot lockte das Reiseteam der Europa-Union Karlsruhe viele Interessierte zu einem Tagesausflug nach Frankfurt mit EZB und der „neuen Altstadt“. Im komfortablen Reisebus gelangte die Reisegruppe am Vormittag zum neuen Gebäude der Europäischen Zentralbank im Frankfurter Ostend. Das 2014 fertiggestellte Gebäude ist der Nachfolgebau der Bankenzentrale, die zuerst neben der Frankfurter Oper am Willy-Brandt-Platz errichtet worden war.

Die beeindruckende moderne Architektur setzte sich auch im Inneren des Gebäudes fort. Um dorthin zu gelangen war eine Sicherheitskontrolle ähnlich wie am Flughafen vorgeschaltet. Im Vortragsraum angekommen, erläuterte der Gästebetreuer und Referent Dr. Georgios Zagouras – ein Grieche mit schwäbischer Mutter – was es mit der EZB in Frankfurt auf sich hat. Nach einem geschichtlichen Abriss von der Montanunion 1952 (Vertrag von Paris über Kohle und Stahl)  über EWG 1958 (Römische Verträge), EG 1967 (Vertrag von Brüssel), EU 1993 (Vertrag von Maastricht) zur Europäischen Zentralbank 1998. Zagouras zeigte den institutionellen Aufbau auf: Der EZB-Rat trifft die Entscheidungen. Er setzt sich zusammen aus dem EZB-Direktorium, sowie 2 Gruppen aus so genannten Governors. Christine Lagarde ist die Präsidentin des EZB-Direktoriums, welches insgesamt 6 Mitglieder aufweist.

Spannend war auch die Information, dass die EZB, obwohl sie auf deutschem Boden steht, nicht in allen Belangen deutschem Recht unterworfen ist.

In der Hierarchie ist das Direktorium dem EZB-Rat unterstellt, welcher die Strategie festlegt sowie die Leitzinsen Das Direktorium ist operativ eingebunden, fungiert als Geschäftsführung, ist u. a. auch für Sanktionen verantwortlich.

Hauptaufgaben der EZB ist es, das Bankensystem sicherzustellen, Inflation zu bekämpfen, Banknoten auszugeben und gut funktionierende Finanzmarkt-infrastrukturen zu sichern.

Das interessierte Publikum stellte so viele Fragen, dass der offizielle Vortrag hier aus zeitlichen Gründen schon zu Ende war. Dafür erfuhren die Fragenden, dass die EZB kein Bargeld in Tresoren hat sowie die Prinzipien der aktiven und passiven Geldschöpfung (durch Buchgeld). Der Referent betonte die Wichtigkeit der Psychologie in der Fiskalpolitik. Nichts wäre für die Währungspolitik schlimmer, als würden die Menschen ihr Vertrauen in den Euro verlieren und die Geldautomaten leeren.

In einem weiteren Impuls zeigte er die Interessenkonflikte der am Euro beteiligten Staaten auf. Als Beispiel diente die Politik der letzten Jahre, als in Deutschland schon eine Zinserhöhung angebracht gewesen wäre, die anderen Staaten geschadet hätte. Flugs war die eingeplante Zeit verstrichen.

Nach einem guten Mittagessen im Frankfurter Wirtshaus am Mainufer brach die Gruppe zum Stadtrundgang durch die „neue Altstadt“ auf, die erst vor 3 Jahren fertiggestellt wurde. Vorstandsmitglied Michael Kromer führte mit seinem Insiderwissen die Gruppe durch seine Geburtsstadt und zeigte unterhaltsam und informativ die Entwicklung der letzten Jahre auf. In den kleinen Gässchen rund um die Schirn-Kunsthalle ging es zum Kaiserdom, dem einzigen Dom in Deutschland ohne Bischoff. Frankfurt ist dem Bistum Limburg angegliedert. Ein Kirchenführer erklärte die Bedeutung des Domes und er wies auf die Wahlkapelle hin, in der vom 15. bis zum 18. Jahrhundert die Deutschen Könige und Kaiser im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen gewählt wurden. Er zeigte die Stelle, an der die Kaiser gekrönt wurden, bevor sie in die Stadt Richtung Römer, dem Frankfurter Rathaus, zogen. Weiter ging es durch verwinkelte Gässchen am Struwwelpeter-Museum vorbei zurück Richtung Römerberg, wo bei 15 Grad Celsius auf dem Rathausplatz der Weihnachtsmarkt aufgebaut wurde. Eigentlich stand noch die Paulskirche, das älteste deutsche Parlament, auf der Tagesordnung. Diese war leider geschlossen. Bis zur Abfahrt war es nicht mehr weit, für einen kurzen Gang zum Goethehaus im Großen Hirschgraben oder einem kleinen Absacker in Form eines Äppelwois reichte dann die Zeit doch noch.

Der gut gelaunte Busfahrer brachte die harmonische Gruppe wieder wohlbehalten an den Karlsruher Hauptbahnhof  bzw. das Europabad.

Désirée Fuchs

Dieser Bericht erschien am 09.11.2022 auf www.eu-ka.eu

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